Donnerstag, 4. Juni 2015

Barfüßig steht sie am Strand...



Foto (c) G.



...die Füße halb im Wasser...der Sand unter ihr zieht sie tiefer in die Erde...das Wasser steigt höher...sie bleibt stehen und schaut zum Himmel...fühlt den Wind im Gesicht...spürt das Wasser auf ihrer Haut...berührt das Licht mit ihren Wimpern...schenkt den Wolken ein Lächeln...hält die Hände fest in ihren Hüften, als wolle sie nie mehr sich loslassen...Möwen kreisen am Horizont und schmettern ihre Arien gen Himmel...sie sinkt tiefer ...ihre Knöchel sind jetzt schon so tief, das sie wie ein Baum am Rand des Meeres steht...sie neigt ihr Kopf zur Seite...ihr Profil zeigt ein Lächeln und das Sonnenlicht reflektiert in ihren Tränen...die Flut läuft ein und sie schaut geduldig zu...lässt sich nicht beirren in ihrem Glauben...lässt kein Zweifel zu...Menschen kreuzen ihren Weg...warnen sie...wollen sie entwurzeln...sie bleibt stehen...sagt ein paar Worte in den Wind...in ihnen bleibt nur eine Spur von ihr...sie vergehen in ihr...ihre Waden sind nun von der Erde bedeckt...ihre Größe scheint zu schwinden...die Hände fest in ihren Hüften gepresst...sie schaut weg...sie scheint zu ruhen...das Meer ist keine Bedrohung für sie ...sie lächelt immer noch...Tropfen aus Salz über ihren Lippen...mit der Zungenspitze aufgenommen um sie nicht zu vergeuden...als wolle sie nichts mehr von ihr hergeben...in sich bleiben...alles an ihr binden...ihr Herz schlägt ruhig...ihr Atem beinah still...ihr Schluchzen bibbernd im Körper gefangen...kein Wort...ihr Unterkörper ist im Boden versunken...das Wasser bis zum Bauchnabel...die Hände losgelassen...Fingerspitzen scheinen mit dem Wasser zu reden...sie spielt Klavier auf dem Meer...ihr Kopf im Nacken...die Sonne berührt bald das Wasser...Menschen kommen...Menschen gehen...sie schauen sie an...sie reden auf ihr ein...sie hört geduldig zu...sie dreht sich ab...sie wartet....das Wasser hat ihre Brust erreicht...sie scheint zu wanken...scheint kein Halt zu haben...scheint als würde sie gleich vergehen...sie wartet...Menschen haben Angst vor dem was sie sehen...machtlos stehen sie in sicherer Entfernung...alles vorbereitet für die Rettung...sie dreht sich um als ob sie ihnen sagen wollte: „alles ist gut, geht nach Hause...ich werde leben“...die Flut ist angekommen und mit ihr die Frische auf der sie gewartet hat...die Sonne taucht ins Meerr...das war ihr Zeichen...sie warf sich zurück in den Armen des Meeres...den Blick zum Himmel hoch...die Sonne fing sie auf...der Himmel reichte ihr die Hand...sie haben sie entwurzelt...sie hielt die Luft an...sank in die Tiefe...die Menschen standen fassungslos da...sie war nicht mehr zu sehen...alle gingen und kehrten ihr den Rücken ...sie ist jetzt bereit...sie schoss aus der Tiefe...von der Sonne beglückt...von der Tiefe befriedigt...in voller Größe...mit neuer Kraft...schrie sie laut...bis die Menschen erstarrten...keiner wagte sie an zu sehen...sie haben sie verraten...sie schenkte ihnen Liebe und ließ sie ihren Weg weitergehen...

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