In den letzten Jahrzehnten trimmen sich
Menschen darauf, die Erwartungen an ihrer Umwelt und Leben
abzuschaffen. Die Mehrheit ist sich einig, das Erwartungen zum
größten Teil mit Enttäuschungen verbunden sind. Deshalb sollte man
einfach keine Erwartungen haben.
Diese kultivierte und vorgelebte
Haltung lehne ich zu Gänze ab.
Das Resultat dieser Handhabung erleben
wir hautnah. Alles wird schwammig, inhaltslos, diskussionslos,
leblos, leidenschaftslos, ignorant, respektlos und entspricht nicht
der sozialen Beschaffenheit des Menschen.
Gespräche werden damit unwirklich.
Worte verlieren ihre Bedeutung und die eigene Existenz wird verleugnet.
Das Mitteilungsbedürfnis hat kein
Stellenwert mehr. Denn ich kann ja nicht erwarten dass man mir
zuhört. Ich darf nicht erwarten verstanden zu werden. Denn um
verstanden zu werden müsste ein Gespräch statt finden.
Findet ein Gespräch statt, so soll man
den Inhalt erwartungslos annehmen. Nichts anderes erlebe ich täglich.
Ich bin am Sonntag zum Essen
eingeladen. Wie kommen die Gastgeber darauf mich zu erwarten?
Wenn ich nicht erscheine und sie
enttäuscht sind, liegt das Problem nicht bei mir, sondern bei ihnen. Denn sie haben aufgrund meine Zusage, erwartet dass ich sie einhalte.
Fakt ist dass sie enttäuscht sind.
Fakt ist dass nach dieser neuen Reglung der Erwartungslosigkeit, die
Kommunikation über ihre Enttäuschung unterdrückt wird und anstelle
zu sagen das sie enttäuscht sind, haben sie völliges Verständnis
für mich.
Somit habe ich es geschafft dass sie
sich „schuldig“ fühlen, da sie ihre Freude mich zu sehen in
einer Erwartung reingelegt haben. So brauche ich keine Rücksicht
darauf zu nehmen, dass sie extra für mich etwas tolles gekocht
haben, Lebenszeit investiert haben um mir etwas besonderes zu bieten
und ihre Vorfreude durch meine egoistische Haltung in einer
Enttäuschung umgewandelt habe. Sollte dennoch einer es wagen seine
Enttäuschung zu äußern, so kann ich mit ruhigem Gewissen sagen:
“
Das hättet ihr ja nicht tun müssen. Ihr hättet euch einfach einen
schönen Sonntag machen können ohne mich. Ich habe euch ja nicht
gezwungen dies für mich zu tun.“
Im Grunde ganz einfach. Um im völligen
Einklang mit sich zu sein, brauche ich keine Rücksicht auf andere zu
nehmen, denn ich tue ja nichts. Ich tue garnichts.
Diese globale Erziehung die
stattfindet, ist die asozialste Form die ich kenne. Man gibt damit
seine Verantwortung ab und verharrt in Weisheit über den Dingen. Wo sich aber alle einig sind, ist das am Ende des Monats Geld auf dem Konto sein sollte, und wehe dem ist nicht so. Da verlieren wir die Contenance und die aufgebaute Überlegenheit ist im Eimer.
Daher wundert es mich nicht das der
Mensch in der Masse immer einsamer wird. Das der Mensch lieber auf
sein Smartphone schaut als aus dem Fenster. Das die Kommunikation nur
aus leeren Worthülsen besteht. Das soziale Krankheiten vermehrt
werden. Das Freude überschätzt wird. Das ein „scheißegal“ Gefühl Oberhand gewinnt. Das wir
abstumpfen und kälter werden als jedes Geldautomat an der
Straßenecke. Das heranwachsende Menschen nicht mehr reden können.
Das Gefühle verdrängt werden. Das wir zu Masse werden statt
individuell zu bleiben.
Wir erziehen uns dazu, lauthals unser Meinung sagen zu können, um letztendlich einfach nur den Mund zu
halten. Das nennen wir dann, weise.
Alles andere, ist radikal.......
Ich bin radikal
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