Sonntag, 19. April 2015

Erwartungshaltung 2015




In den letzten Jahrzehnten trimmen sich Menschen darauf, die Erwartungen an ihrer Umwelt und Leben abzuschaffen. Die Mehrheit ist sich einig, das Erwartungen zum größten Teil mit Enttäuschungen verbunden sind. Deshalb sollte man einfach keine Erwartungen haben.
Diese kultivierte und vorgelebte Haltung lehne ich zu Gänze ab.
Das Resultat dieser Handhabung erleben wir hautnah. Alles wird schwammig, inhaltslos, diskussionslos, leblos, leidenschaftslos, ignorant, respektlos und entspricht nicht der sozialen Beschaffenheit des Menschen.
Gespräche werden damit unwirklich. Worte verlieren ihre Bedeutung und die eigene Existenz wird verleugnet.
Das Mitteilungsbedürfnis hat kein Stellenwert mehr. Denn ich kann ja nicht erwarten dass man mir zuhört. Ich darf nicht erwarten verstanden zu werden. Denn um verstanden zu werden müsste ein Gespräch statt finden.
Findet ein Gespräch statt, so soll man den Inhalt erwartungslos annehmen. Nichts anderes erlebe ich täglich.
Ich bin am Sonntag zum Essen eingeladen. Wie kommen die Gastgeber darauf mich zu erwarten?
Wenn ich nicht erscheine und sie enttäuscht sind, liegt das Problem nicht bei mir, sondern bei ihnen. Denn sie haben aufgrund meine Zusage, erwartet dass ich sie einhalte.

Fakt ist dass sie enttäuscht sind. Fakt ist dass nach dieser neuen Reglung der Erwartungslosigkeit, die Kommunikation über ihre Enttäuschung unterdrückt wird und anstelle zu sagen das sie enttäuscht sind, haben sie völliges Verständnis für mich.
Somit habe ich es geschafft dass sie sich „schuldig“ fühlen, da sie ihre Freude mich zu sehen in einer Erwartung reingelegt haben. So brauche ich keine Rücksicht darauf zu nehmen, dass sie extra für mich etwas tolles gekocht haben, Lebenszeit investiert haben um mir etwas besonderes zu bieten und ihre Vorfreude durch meine egoistische Haltung in einer Enttäuschung umgewandelt habe. Sollte dennoch einer es wagen seine Enttäuschung zu äußern, so kann ich mit ruhigem Gewissen sagen:
“ Das hättet ihr ja nicht tun müssen. Ihr hättet euch einfach einen schönen Sonntag machen können ohne mich. Ich habe euch ja nicht gezwungen dies für mich zu tun.“
Im Grunde ganz einfach. Um im völligen Einklang mit sich zu sein, brauche ich keine Rücksicht auf andere zu nehmen, denn ich tue ja nichts. Ich tue garnichts.
Diese globale Erziehung die stattfindet, ist die asozialste Form die ich kenne. Man gibt damit seine Verantwortung ab und verharrt in Weisheit über den Dingen. Wo sich aber alle einig sind, ist das am Ende des Monats Geld auf dem Konto sein sollte, und wehe dem ist nicht so. Da verlieren wir die Contenance und die aufgebaute Überlegenheit ist im Eimer.
Daher wundert es mich nicht das der Mensch in der Masse immer einsamer wird. Das der Mensch lieber auf sein Smartphone schaut als aus dem Fenster. Das die Kommunikation nur aus leeren Worthülsen besteht. Das soziale Krankheiten vermehrt werden. Das Freude überschätzt wird. Das ein „scheißegal“ Gefühl Oberhand gewinnt. Das wir abstumpfen und kälter werden als jedes Geldautomat an der Straßenecke. Das heranwachsende Menschen nicht mehr reden können. Das Gefühle verdrängt werden. Das wir zu Masse werden statt individuell zu bleiben.
Wir erziehen uns dazu, lauthals unser Meinung sagen zu können, um letztendlich einfach nur den Mund zu halten. Das nennen wir dann, weise.
Alles andere, ist radikal.......
Ich bin radikal



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